Im Schleudergang

Die Stadt hat ihren ersten Waschsalon - Dank Sharam Abbasi. Letzte Fahrt: 21 Uhr. Endstation ist eine Stunde später, die Edelstahl-Armada rollt dann nur noch gemächlich aus. Nach mehr als zwölf Stunden Schleudergang. Recklinghausen hat seit letzter Woche seinen ersten Waschsalon. Gestern hat Sharam Abbasi an der Herner Straße 41 auch noch eine Textilreinigung eröffnet.

 

Der Teppichknüpfmeister kam 1996 aus dem Iran nach Deutschland. Er kennt sich aus mit dem traditionellen Knüpfen und Waschen von Teppichen. Eine Galerie mit Werkstatt hat er schon lange an der Steinstraße, die Wäscherei am Westring auch. In seinem neuen Geschäft, das zweigeteilt ist in Textilreinigung und Waschsalon, bekommt ein jeder zehn Hemden für 15 Euro gewaschen und gebügelt oder kann 6,5 Kilo Wäsche in eigen Regie bei 30° für drei Euro waschen. Mehr als ein Dutzend haushaltsüblicher Waschmaschinen hat er dafür installiert, ein paar Industriemaschinen fassen zehn Kilo, eine sogar 18. Trockner gibt es auch.

 

Die Idee zum ersten Waschsalon der Stadt kam Abbasi, weil er selbst immer nach Herne fahren musste, wollte er größere Teile wie Decken oder Gardinen waschen. Die Räume an der Herner Straße 41 - Links: Reinigung, rechts: Waschsalon - hat er dafür saniert, Maschinen installiert, Leitungen gelegt, ein spezielles Abluftsystem eingebaut und einen Gaskessel im Keller. Eine seiner Waschmaschinen ist speziell für Tierdecken, weil der Filter grob genug ist, um Pferde- oder Hundehaare durchzulassen.

 

Parkplätze hat er hinter dem Haus, im Waschsalon will Abbasi noch eine Sitzecke und ein Bücherregal einrichten. Dafür hofft er auf Bücherspenden. 45 Minuten bis eine Stunde dauert der durchschnittliche Waschgang. Tote Zeit oder aber wertvolle Zeit  - Abbasi hofft auf Letzteres Bücher und Sitzecke sollen Abhilfe schaffen. Vielleicht sind sie Anreiz, miteinander ins Gespräch zu kommen, während die Feinrippwäsche bei 90° ihre Runden dreht. 30° kosten drei Euro, alle anderen Waschgänge 3,50 Euro. Waschmittel kann man mitbringen oder vor Ort am Automaten "ziehen".

 

In der Reinigung, die heute, eine Woche nach dem Waschsalon öffnet, wird mit einer energieeffizienten Industriewaschmaschine gearbeitet. Nass- oder Chemiereinigung - der Kunde wählt. "Normalerweise bieten Reinigungen nur eins von beiden an" unterstreicht Abbasi. Schon in den Wochen vor der Eröffnung kamen immer wieder Leute, um zu fragen, ab wann man den ihm waschen könne. Zwei Kunden hatten sogar den Wäschekorb unterm Arm dabei. "Keine Studenten, wie ich vermutet hätte", sagt Abbasi. Menschen mittleren Alters seien es gewesen. Jetzt ist er gespannt, wer bei ihm selbst wäscht und wer seine Kleider, Teppiche, Decken und Gardinen lieber in Hände von Profis gibt…