Zehn Minuten Buntes

Vor allem Männer nutzen den eigenen Waschsalon der Stadt

 

Tür auf, Wäsche rein, Klappe zu, hinsetzen und die Gedanken kreisen lassen. Während die Trommel gemächlich ihre Runden dreht. Zehn Minuten im einzigen Waschsalon der Stadt an der Herner Straße.

 

Acht silberne Kolosse stehen in Reih und Glied, drängen sich im vorderen Bereich dicht aneinander. Drei von ihnen sind heute Vormittag fleißig. Diskret blicke ich durch die dicken Bullaugen. Hemden, Hosen, Socken und Schlüpfer sind auf Tour. Noch 26 Minuten Buntes. Bei 60°. Neben an läuft bereits das Knitterschutz-Programm. Ein Stück weiter ist "Pflegeleicht" bei 40° angesagt. Wenn ich daran denke, welch Schwerstarbeit das Wäschewaschen früher war...

 

Die Kleider gehören bestimmt einem der Männer, die gegenüber auf den schwarzen Stühlen sitzen. Wem wohl? Dem mit den roten Socken und dem karierten Schal, der konzentriert mit seinem Handcomputer spielt? Oder dem leicht untersetzten Herren mit der Brille, dessen Kopf hinter einer Zeitschrift verschwunden ist? Komisch, das männliche Geschlecht ist für das richtige Einstellen des Programms doch angeblich zu unbegabt. Hier indes kommt es nicht ins Schleudern.

Niemand redet. Das rhythmische Rauschen der Maschinen hat fast schon einschläfernde Wirkung, wäre da nicht das grelle Neonlicht. Direkt am Eingang befindet sich ein Computer.

 

Hier kann ich eine Maschine auswählen. Je nach Trommel-Größe bin ich mit 3 €, 3,50 € oder 7 € dabei. Waschmittel und Weichspüler sind ebenfalls für 50 Cent zu haben. Einen Korb suche ich aber vergeblich. Ah, neben der (verständlichen!) Gebrauchsanweisung hängt ein Zettel: Da viele der Behälter geklaut wurden, gibt´s nur noch welche zum Mieten, und zwar in der Reinigung nebenan. Krass, was die Leute alles mitgehen lassen. Die Kundschaft ist nicht bunt gemischt. Während das Waschen zu Hause oft Frauensache ist (ich gestehe: auch bei uns, doch dafür kauft er ein und kocht!), ist der Männer-Anteil im Waschsalon hoch, verrät die zuständige Mitarbeiterin. Vermutlich leben Sie allein, womöglich von ihrer Familie getrennt und wollen sich nicht extra einen eigenen Automaten zulegen.

 

Plötzlich ertönt ein nervtötendes Piepen. Eine Maschine (oder ist es etwa einer der Trockner?) möchte uns etwas sagen. Der eine Mann taucht wieder über der Zeitung auf, fühlt sich aber offensichtlich nicht angesprochen. Der andere ergreift auch keine Initiative. Anscheinend ist die nun saubere Wäsche herrenlos, der Besitzer noch unterwegs. Das erinnert mich an die Geräte im Keller unserer Ferienwohnung auf Wangerooge. Für drei Euro kann ich dort 140 minuten Strom kaufen. Dumm: Bin ich nicht rechtzeitig vom Strand zurück, lässt sich die blöde Trommel nicht mehr öffnen. Was bleibt mir also anderes übrig? Zähneknirschend werfe ich erneut drei Geldstücke ein. Ein wahrlich teures Wasch-Vergnügen. Da wäre es vermutlich besser, es wie die Herren an der Herner Straße zu halten: sitzen und warten, sitzen und warten...